Nationale Aktionswoche für Kinder von Eltern mit Suchterkrankung – Wie kann den Kindern geholfen werden?

11.03.2025

In der Schweiz wachsen schätzungsweise 100’000 Kinder in einem Elternhaus auf, das von Alkohol oder anderen Substanzen schwer belastet ist. Die jährliche, von Sucht Schweiz koordinierte nationale Aktionswoche findet heuer vom 17. bis zum 23. März statt, zahlreiche Organisationen in 12 Kantonen führen über 43 Aktionen durch. Eine beachtliche Anzahl Aktivitäten zeigen in diesem Jahr den Fachleuten und der Bevölkerung, wie solche Kinder erkannt werden können und wie ihnen konkret geholfen werden kann.

Der Wissensbedarf von Fachleuten und der Bevölkerung ist noch immer gross. Denn zahlreiche der betroffenen Kinder fallen nicht stark auf und geben nur in seltenen Fällen ihre schwierige Situation preis, da sie nicht schlecht über ihre Eltern reden wollen. So bleibt die schwierige familiäre Situation geheim, und die Kinder tragen die Last von Angst, Scham, Schuldgefühlen und Unsicherheit ganz allein.
Doch in diesem Falle ist Schweigen Silber und Reden Gold, damit Kinder die Hilfe erhalten, die sie brauchen. Deshalb widmen sich einige Veranstaltungen dieser Aktionswoche dem Wissenstransfer für Fachleute, wie solche Kinder frühzeitig erkannt werden können und welche Hilfe ihnen angeboten werden kann, so beispielsweise in Biel, Bern, Aarau und Meilen.

Gleichzeitig wurde die Website der Aktionswoche zu einer Website des ganzen nationalen Programms «PAPA TRINKT. MAMA TRINKT.» ausgebaut, und mit zahlreichen vertiefenden Hintergrundinformationen zur Situation dieser Kinder und zu möglichen Hilfen ergänzt. Hier findet sich auch Informationsmaterial wie Broschüren für Fachleute.

«Da man in einem Dorf wohnt, weiß man sehr gut, dass „jeder Bescheid weiss“. Als Erwachsene blicke ich mit Bitterkeit auf diese Zeit zurück, vor allem gegenüber den Erwachsenen, die mich damals umgaben. Nur sehr wenige kümmerten sich um das, was ich durchmachte. Ich war brav und schulisch erfolgreich, also „warum sich Sorgen machen“.»
Aline (Pseudonym), 34 Jahre, ist mit einer alkoholabhängigen Mutter aufgewachsen

Näher hinsehen und die Hand reichen – das kann die Bevölkerung tun

Die neue Website und diverse Angebote in der nationalen Aktionswoche wie z.B. Filmabende und eine Lesung von Rapper und Schriftsteller Gian-Marco „Gimma“ Schmid sollen die Bevölkerung dazu ermutigen, die Augen offenhalten und dazu beizutragen, dass betroffene Kinder Halt und Unterstützung finden. Die Broschüre „Was kann das Umfeld tun?“ gibt Anleitung, wie mit betroffenen Eltern und Kindern das Gespräch gesucht werden und wie man für betroffene Kinder da sein kann. Gleichzeitig wird gezeigt, welche Instanzen im Notfall helfen

«Das Kind soll geschützt werden. Vertraut es sich Ihnen an, betrachten sie dies als Geschenk, nicht als Belastung… Erkennen sie ein kindliches Leiden, ein Flehen, ein wortloses Signal. Hören Sie hin. Setzen Sie sich damit auseinander, auch auf die Gefahr hin, dass gar nichts ist.»
Marc (Pseudonym) ist bei Eltern aufgewachsen, die eine Suchterkrankung hatten

Auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene

Die Aktionswoche ist auch Teil einer internationalen Bewegung: Verschiedene Länder wie Deutschland, Grossbritannien, Irland, Schweden, Finnland, Slowenien, USA, Südkorea und Indien führen z.T. seit mehreren Jahren eine solche Aktionswoche durch. In der Schweiz beteiligen sich zahlreiche Organisationen und führen in 12 Kantonen und online im Gesamten 43 öffentlichkeitswirksame Aktivitäten durch. Eine Liste (Stand 04.03.2025) der Aktivitäten und der Organisatoren findet sich hier. Die lokalen Organisatoren geben den Medien gerne auch ihre Erfahrungen weiter. Zudem stellen ehemalige Betroffene ihre Berichte zur Verfügung.
Die Aktionswoche wird im Übrigen durch verschiedene Persönlichkeiten wie den Komiker Renato Kaiser, den Streetartkünstler Bane, den Rapper und Schriftsteller Gian-Marco „Gimma“ Schmid und die Verlegerin Ellen Ringier unterstützt.

Weitere Informationen zum Thema sowie Betroffenenberichte finden sich im Anhang sowie auf der Website: www.kinder-eltern-sucht.ch

 

Auskunft

Markus Meury (Deutsch) Mediensprecher
[email protected]
021 321 29 63

Sarah Vilpert (Französisch) Kampagnenleiterin
[email protected]
021 321 29 30

Nationales Programm PAPA TRINKT. MAMA TRINKT